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1. Etruskische Ortsnamen




In diesem Kapitel werden Ortsnamen bzw. ihre Ableitungen (Ethnika) behandelt, die in etruskischen Quellen belegt sind. Solche Quellen sind vornehmlich Münzen und Weihinschriften. Bei den Münzen liegen im allgemeinen Einworttexte vor, die nicht immer erkennen lassen, in welchem Kasus die Münzprägestätte genannt wird, bzw. ob es sich nicht letztlich um eine Zugehörigkeitsbildung zum Ortsnamen handelt.

Etruskisches WortLateinische und italienische EntsprechungenQuelleKommentar
 
Aritim,
Lok.Aritimi
Arretium;
Arezzo
s. NHE, 302  
Caisria-* Caere;
Cerveteri
erschlossen aus phöniz. kjsrj' Phöniz. kjsrj' der Pyrgi-Bilingue ist etwa /kajsrija'/ zu vokalisieren. Es kommt dem später belegten ceizra sehr nahe, das allerdings im Kontext (Fabrikmarke, Vs 6.7) unklar bleibt. Vollkommen ungeklärt ist, warum Griechen die Stadt Agylla nannten.
Capua*,
Lok. Capue
Capua;
(Santa Maria di) Capua
s. NHE, 253 f.  
Cel "Erde",
Lok. Celthi
"in Cel, in/auf der Erde"
Die Nekropole von Cerveteri Kultstätte am Nordrand des Trasimenischen Sees, wo Cel ati "Mutter Erde" verehrt wurde.
Hypothese: "Erde" muss auf umbrisch *hum- gelautet haben; auf einem gegenüberliegenden Seeufer nannte man einen Ort *trav-hum- und danach den See *travhume:no-, latinisiert *trans(h)umenus, woraus (lacus) Trasumenus, Lago Trasimeno = Lago di Perugia entstand.
Curtuna*,
Lok. Curtun()
Cortona;
Cortona
   
Farar-*   erschlossen aus dem als Namen verwendeten Ethnikon Farari ein Ort in Umbrien
F(e)r-nta-* ? Ferentium;
Férento
erschlossen aus dem Ethnikon F(e)r-ntac (NHE, 195 f.)  
Hashp(a)na*,
Gen. Hashpnas
Colonna di Buriano, seit 1887 Vetulonia Ethnikon Nom. erg. [hash]panalas Bei einem Tor von Vetulonia wurden Helme mit der Inschrift hashpnas gefunden. Auf der Stele Vn 1.1 aus Poggio alla Guardia bei Vetulonia steht die Herkunftsangabe [hash]panalas.
Hurta-* Horta;
Orte
erschlossen aus dem als Namen verwendeten Ethnikon Hurtate- Der Name ist lateinisch, d.h. das Kollektivum von hortus "Garten"
Manthva* Mantua;
Mantova
erschlossen aus dem als Namen verwendeten Ethnikon Manthuate Der Trasimenische See
Pershia*,
Lok. Pershie
Perusia;
Perugia
s. NHE, 301
Pupluna Populonia;
Populonia
 
Ruma*
Roma;
Roma
erschlossen aus dem Ethnikon rumach Aber der Name selbst ist nicht etruskisch!
Tarchna,
Lok. + thi Tarchnalth(i)
Tarquinii;
Corneto
, seit 1922 Tarquinia
  Wahrscheinlich ist tar/ls (gelesen tarils) eine Kontraktion von tar(chna)ls "aus Tarquinii"
Teca-*,
Lok. Tece
Das Museum von Tarquinia eine Kultstätte am Trasimenischen See (NHE, 305)
Truia*,
Lok. + s Truies "aus/von Troja"
das zugehörige Ethnikon lautet truials "Trojaner". Der Ortsname ist natürlich griechisch.
Trutvecia*,
Lok. Trutvecie
Kultort bei Volsinii
Velathri
(Nominativ ?)
Uolaterrae;
Volterra
   
Velca-*
Lok. Velclthi
Uolcii;
Vulci
   
Velethna-*   erschlossen aus dem Ethnikon °nalas unbekannter Ort; vgl. NHE, 222, D18
Velsena,
Lok. Velsnathi,
Ethnikon velsnach
Uolsinii;
Orvieto
Orvieto: Nekropole "Crocifisso del Tufo" Nach der Niederlage gegen Rom und der Zerstörung von Volsinii im Jahr 264 v. Chr. wurden die Bewohner in die Ebene, ans Seeufer, umgesiedelt. Diese neue Siedlung führte weiterhin den Stadtnamen und heisst heute Bolsena (< *Uolsinia). Der Name Orvieto, den das ursprüngliche Volsinii in der Neuzeit trägt, lässt sich auf die lateinische Bezeichnung Urbs vetus "Altstadt" zurückführen.
Auf einem Grenzstein findet man veal, d. i. Kontraktion für ve(lsn)al.


Auch dem Besten können Fehler unterlaufen: der Ortsname Mula- (NHE, 445) ist zu tilgen, da ich jetzt in AT 1.109 für muleth eine Kontraktion von mu(nic)leth "noch, schon" lese.

Die Rekonstruktion der Ortsnamen aus Personennamen scheint mitunter riskant. So ist der oben nicht vertretene etruskische Personenname Lapicane eine Etruskisierung von lat. Labicanus "aus Labici" (Ort in Latium, Monte Compatri).

In der Literatur begegnet man vielen Ortsnamen, für deren Existenz es keine ausreichende Begründung gibt. Z.B. soll der Name einer Gottheit, Cleus(h)ins, zu Clusium (Chiusi) gehören oder der Name der Stadt sein. Eine Inschrift aus Karthago bietet karthazie puinel, doch können die beiden Wortformen in ihrer gegenseitigen Beziehung nicht geklärt werden. Deshalb sind Übersetzungen wie "Punier aus Karthago" o.ä. nur geraten.

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Literatur:
  • Cristofani, Mauro, La leggenda di un tipo monetale etrusco; in: Mélanges... J. Heurgon; Rom 1976, 209-214 [Vetalu auf Münzen ist Personenname]
  • Nedoma, Robert, Eine etruskische Serieninschrift auf Helmen aus Vetulonia; in: Die Sprache 38, 1996, 171-183 [N. hält hashpna für einen Personennamen]
  • Pellegrini, Giovan Battista, Toponomastica italiana; Milano 1990 [unzuverlässig]
  • Steinbauer, Dieter H., Zur Grabinschrift der Larthi Cilnei aus Aritim / Arretium / Arezzo; in: ZPE 121 (1998), 263-281
    [Kann als PDF-Dokument hier heruntergeladen werden!
    Lassen Sie sich bitte durch zwei leere Seiten zu Beginn nicht abschrecken.]
  • Steinbauer, Dieter H., Neues Handbuch des Etruskischen, Scripta Mercaturæ Verlag, St. Katharinen 1999
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